Prokrastination, was für ein Wort! Und genau dieses Wort begleitet mich, seit ich selbstständig arbeite. Als Angestellte war mir vollkommen klar was ich zu tun hatte und in welcher Zeit ich Ergebnisse liefern musste. Als Selbstständige setze ich mir meine Ziele selbst und bin für die Umsetzung ebenfalls selbst verantwortlich. Das ist ja klar, doch damit begegnete mir nicht nur Freiheit, sondern auch die ach so lang ersehnte Selbstverantwortung. Und dann geschah etwas Seltsames. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich wichtige Aufgaben vor mir hin schob. Es waren nicht nur unwichtige Dinge, sondern auch die Aufgaben, die mich meinen Herzenszielen näher bringen sollten. Wo ich konnte habe ich wie von Geisterhand gesteuert Dinge verzögert oder gar vergessen sowie Ziele unnötigerweise angepasst und nach unten korrigiert. Ich war mit dem Virus Prokrastination infiziert ;-)
Prokrastination bedeutet das unnötige und daher meist hinderliche Verschieben und Aufschieben von anstehenden und wichtigen Tätigkeiten oder Vorhaben.
So leicht ich es hier auch darstelle. Leicht war und ist es ganz und gar nicht. Wer mag es schon, wenn man stecken bleibt, nicht weiter kommt und sich im Kreis dreht? Da mein Beruf es mir erlaubt, mit vielen tollen Menschen zusammenzuarbeiten, habe ich dieses Phänomen bei fast allen Teilnehmern unserer Seminare, Ausbildungen und Coachings gesehen.
Kennst du es beispielsweise auch, du nimmst dir vor ein Herzensziel zu realisieren, erarbeitest vielleicht sogar einen konkreten Plan für die Umsetzung, schiebst aber die Aufgaben immer wieder vor dir her? Du kommst nicht dazu, hast zu wenig Zeit, fühlst dich zu müde, brauchst zuerst Ferien, jemand anderes hindert dich daran und so weiter.
An Begründungen und Ausreden fehlt es uns nie, denn die Aussenwelt spiegelt uns die Verzögerungstaktik, die wir unbewusst bedienen.
Wieso tun wir das?
Natürlich gibt es auch viele Aufgaben, die wir hinausschieben und die nichts mit unseren Herzenswünschen zu tun haben. In diesem Fällen scheint es verständlich, dass wir sie nicht gerne erledigen. Umso unverständlicher wird es, wenn es um Dinge geht, die uns eigentlich sehr am Herzen liegen und die uns unermesslich wichtig sind. Gibt es da wirklich noch eine Erklärung dafür oder sind wir einfach zu faul?
Ich habe herausgefunden, dass wir dazu neigen, uns lieber mit Dingen zu beschäftigen, die uns zwar schnell, aber nur kurzfristig Freude bereiten. Das Ziel wäre natürlich, dass wir unsere Energie für etwas einsetzen, das uns langfristig und möglichst anhaltend Freude bereitet oder anders gesagt, das uns unsere Ziele erreichen lässt.
Wieso also tun wir uns um Himmels Willen so schwer damit? Oder weshalb ist unser innerer Schweinehund so hartnäckig?
Die Ursachen für das Prokrastinieren sind:
Gewohnheiten
Ängste
Fehlender Überblick, fehlende Klarheit
Erdrückende Komplexität der anstehenden Aufgabe
Die Folgen, wenn wir immer wieder hinauszögern und verschieben
Wenn wir uns vor etwas drücken, erzeugt diese Aufgabe irgendwo immer ein negatives Gefühl in uns, selbst dann, wenn wir es nicht spüren. Wenn du ständig prokrastinierst, musst du also mit folgenden Auswirkungen rechnen:
Du fühlst dich nicht gut und bist eher schlecht gelaunt.
Du bist nicht durchwegs glücklich.
Du hast latent immer ein schlechtes Gewissen, kannst das Leben nicht wirklich geniessen, selbst wenn du dich ständig mit vermeintlich schönen Dingen ablenkst.
Weil du dich ständig mit Aktivitäten ablenken musst und du dafür viel Geld ausgibst, hast du deutlich weniger Geld zur Verfügung, als jemand der nicht prokrastiniert.
Du glaubst nicht wirklich daran, dass du deine Herzensziele erreichen kannst.
Welche Schritte können wir gehen?
Frage dich, ob du langfristigen Erfolg oder kurzfristige Belohnungen willst. Kurzfristige Belohnungen wären beispielsweise nur kurzfristig anhaltende gute Gefühle, weil man: - auf dem Sofa ausruht und einen schönen Film guckt - gemütlich mit Freunden essen geht - oder in sozialen Medien rumhängt Das ist alles schön und gut, doch wenn wir diese Dinge tun und dadurch ständig unsere Herzensziele verschieben, wird es problematisch. Langfristige Belohnungen wären beispielsweise: - Erfolge wie das Erreichen eines Herzensziels - bessere Einkünfte und finanzielle Unabhängigkeit - anhaltend gute Gefühle wie Freude auf der Arbeit oder eine tief verankerte Lebensfreude. Natürlich bedeutet hier langfristig auch erstmals Arbeit ohne Belohnung. Im Gegensatz dazu wäre die kurzfristige Belohnung ganz leicht zu bekommen. Genau deswegen braucht es einen Entscheid von dir. Was willst du?
Erkenne deine Gründe Beobachte dich achtsam selbst. Wenn du auf ein Ziel hinarbeitest. Weshalb willst du dahin oder weshalb willst du nicht dahin? Was fühlst du bei dem Gedanken, wenn sich dein Ziel erfüllt? Und was wenn du dein Ziel nicht erreichst? Du musst wissen, weshalb du etwas willst. Welches sind deine Gründe, was treibt dich an? Selbstdisziplin und Durchhaltewille kannst du nur aufrecht erhalten, wenn du weisst, weshalb du etwas tust und wenn dieses „Weshalb“ ganz wichtig für dich ist. Mach dir also bewusst wie wichtig dir ein Ziel ist und lege fest, welchen Preis du bereit bist dafür zu zahlen. Mit "Preis" meine ich beispielsweise ein tägliches Training, Überstunden oder vorübergehende finanzielle Einbussen.
Was hindert dich? Erforsche, weshalb du Aufgaben nicht jetzt oder erst später erledigen willst. Deine „ich kann nicht oder es geht nicht, weil…“ sind sehr wichtig. Versuche dann herauszufinden, weshalb du hinauszögerst. Vor was fürchtest du dich? Welche Gewohnheiten hindern dich? Fehlt dir Klarheit oder der Überblick? Hast du Angst vor Misserfolg, Versagen, vor deiner Grösse oder Kleinheit? Du findest deine Antworten wenn du erforschst woher die negativen und bedrückenden Gefühle kommen. Wo ist ihr Ursprung? Und welche Gedanken sind dahinter verborgen?
Fokus auf das Hier und Jetzt Beobachte dich im Alltag wie du handelst und weshalb. Versuche Ablenkungen bewusst zu verringern. Du kannst beispielsweise deine Umgebung insofern anpassen, dass dir weniger Ablenkungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Keine Perfektion! Perfektionismus ist der Killer für jegliche Innovation und Kreativität. Wende das Pareto-Prinzip (mit 20 % Aufwand werden 80 % der Aufgaben erledigt) an und tue die Dinge nach dem Motto von Thomas Alva Edison, Erfinder der Glühbirne: „Es ist besser, unvollkommen anzupacken, als perfekt zu zögern.“
Aufschiebe-Challenge! Verpflichte dich für eine 30-Tage-Aufschiebe-Challenge. Trage dafür in deinem Kalender jeden Tag ein Punkt ein, den du gerne herauszögerst. Das können ganz verschiedene Aufgaben sei, müssen aber Dinge sein, die du sonst gerne herauszögerst. Einige Beispiele: - dein Bett sofort machen - früher aufstehen und vor der Arbeit trainieren - einen Vortrag halten - jemandem vergeben Am einfachsten ist es, wenn du diese Aufgaben jeweils gleich am Morgen erledigst, weil es uns morgens nachweislich einfacher fällt dies zu tun.
Viel Spass bei der Aufschiebe-Challenge und wundervolle Herbsttage,
Karin
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