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Frieden beginnt in mir

Meine Tochter erzählte mir gestern, wie wütend sie wird, wenn sie an all die Kriege, an die Brutalität und Ungerechtigkeit auf der Welt denkt. Wie dumm und böse doch die Menschen seien, wenn sie sich besser als andere fühlten und wenn sie einander gar in Kriegen bekämpften. Ich sah, wie sich ihr Körper verkrampfte und wie sie das Bewusstsein über diese Ungerechtigkeit innerlich auffrass. Sie spürte den Krieg regelrecht in sich.

Gemeinsam machten wir eine einfache Übung, um den inneren Frieden wieder herzustellen. Mit liebendem Mitgefühl für all die betroffenen Menschen und mit den Worten: «Frieden beginnt in mir», zusammen mit einer Körper verbindenden Übung (Mudra), entspannte sich ihr Körper bald und das Gefühl des inneren Friedens kehrte zurück.

Dann überlegten wir gemeinsam, wie wir zum Frieden in der Welt beitragen können und setzten sogleich einen ersten Schritt um. Ist dieses Vorgehen falsch?

Eine Bekannte von mir hat mir kürzlich gesagt: «Man muss aber wütend sein und die Verantwortlichen bestrafen. Man darf nicht aufhören mit Zorn und Strafe, bis die Schuldigen vernichtet sind». Sie fand es gar nicht toll, dass ich immer wieder versuche den Menschen den Weg zum inneren Frieden zu zeigen. Nach dem Motto: «Ich muss den Krieg bekämpfen».

Oder meine Freundin hat bei ihrem Bestreben Frieden zu fördern interessierten Menschen eine geführte Friedensmeditationen angeboten, was ihr neben dankbaren Teilnehmern auch sehr harte Kritik einbrachte «voll daneben, Feigheit, Selbstverliebtheit, heuchlerisch und moralisch falsch» sind einige Auszüge aus den Kommentaren zu ihrem kostenlosen Angebot. Ist es tatsächlich falsch, wenn wir uns um inneren Frieden bemühen? Oder können wir allem Unfrieden auf der Erde mit Kampf entgegenwirken? Mir fällt dazu ein Zitat von Albert Einstein ein:

Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Wenn wir genau hinschauen beobachten wir nicht nur genau im jetzigen Moment auf der ganzen Welt Kämpfe zwischen Menschen und Länder, auch wir alle sind im Grunde genommen fast pausenlos mit uns selbst und anderen in einem Art Kriegszustand oder etwas milder ausgedrückt im Unfrieden. Dieser Unfrieden entsteht, weil wir auf irgend eine Art und Weise nicht zufrieden sind. Wir fühlen uns ungerecht behandelt oder haben das Gefühl nicht gut genug zu sein, wollen recht haben, haben Angst vor etwas, fühlen uns wertlos oder zu wenig wertgeschätzt usw. Daraus entstehen negative Gedanken und Emotionen wie Wut, Trauer, Ängste und in extremer Form viel Hass, der uns dazu führt andere anzugreifen, tief zu verletzen und gegen sie in den Krieg zu ziehen. Aber was bringt es für den Weltfrieden tatsächlich, wen wir in einem ersten Schritt mit uns selbst in Frieden kommen? Betrachte ich den entspannten Körper meiner Tochter in dem Moment, wenn sie ihren inneren Frieden wiedergefunden hat und sie eine kleine, aber eine von Herzen kommende Tat für die leidenden Menschen vollbracht hat, dann wird mir klar, dass dieser innere Frieden sehr wohl ein wichtiger Anteil auf dem Weg zum Weltfrieden ist. Sie wäre in diesem Zustand niemals in der Lage anderen Menschen zu schaden. Im Gegenteil, sie verbindet sich mit anderen Menschen, fühlt mit ihnen, unterstützt sie und schenkt ihnen die stärksten Kräfte auf Erden: Mitgefühl und Liebe. Wer mit sich selbst in Frieden lebt, wird niemals auf die Idee kommen andere zu bekriegen. Ist es so gesehen nicht unglaublich wichtig, dass wir alle inneren Frieden trainieren, erfahren, weiter geben und lehren, damit sich diese Kraft so schnell wie möglich verbreitet und dadurch irgendwann niemand mehr bereit sein wird seinen Mitmenschen zu schaden? Der Weise kehrt immer zuerst vor seiner eigenen Tür. Sich um den eignen inneren Frieden zu kümmern bedeutet keineswegs Tatenlos zu bleiben oder Verantwortungslos zu sein. Im Gegenteil, sich mit den eigenen Abgründen zu beschäftigen, sie anzuschauen und schrittweise zu heilen Bedarf an Mut und einer starken Vision. Wie diese Vision auch immer detailliert aussehen mag, von Herzen kommend wird sie immer für den Weltfrieden sprechen. Von einer tiefen inneren Reinigung aus gehend wird zudem der Wunsch «etwas in der Welt zu bewegen» so stark werden, dass er sich früher oder später in Taten für den Frieden zeigen wird. Der richtige Zeitpunkt für den Weg des Friedens ist JETZT! Im Yoga werden insbesondere fünf schädliche Eigenschaften (Kleshas) beschrieben, die die Wahrnehmung und Handlungsweise des Menschen steuern und ihn vom inneren und äusseren Frieden fern halten:

  • Avidya: Unwissenheit in Form von Täuschung. Man kann es sich so vorstellen, dass ein „Schleier“ unsere Wahrnehmung trübt. Dadurch interpretieren wir Situationen falsch.

  • Asmita: Identifikation mit dem Ich (Ego). Hierrunter fallen Hochmut, Stolz, Selbstbezogenheit, Kleinheit und Selbstmitleid. Man nimmt sich selbst sehr wichtig und identifiziert sich beispielsweise mit einer Emotion.

  • Raga: Verlangen und Gier. Typisch dafür sind Süchte und unser Verlangen nach etwas Materiellem. Doch sobald wir es haben ist es nicht genug…

  • Dvesha: Abneigung und Hass. Hierrunter fällt auch das Vermeiden und Ablehnen von Veränderungen.

  • Abhinivesha: Angst und Furcht, die sich in Unsicherheit, Zweifel, Panik und allen Formen der Angst zeigen.

Diese fünf Eigenschaften sind das eigentliche Unkraut im menschlichen Garten und nehmen in jedem Leben schnell die Überhand, wenn der Gärtner nachlässig oder untätig ist. Ist der Garten einmal von Unkraut überwuchert, befällt das Unkraut auch andere Gärten und die Besitzer beginnen sich zu streiten.

Wer ist schuld? Wer ist der Böse? Wer hat recht? Wo sind die Früchte und wem gehören sie? Wo sind die Grenzen?

Ohne dass die Gärtner ihr eigenes Unkraut nicht jäten, werden diese Fragen offen bleiben und Abneigung, Angst, Hass und co. toben sich aus… Kommen wir also in einen Zustand des Unfriedens, egal ob wir diesen nur sehen oder selbst erfahren, ist es wichtig, dass wir uns erstmals um unseren IST-Zustand kümmern und im JETZT verweilen. Über die Stille und dem achtsamen Beobachten erkennen wir unser eigenes Nichtwissen und öffnen uns für Weisheit und Mitgefühl. Wir erkennen was wir fühlen und denken, was wir mögen und ablehnen, vor was wir uns fürchten und warum wir das alles tun oder vermeiden. Dadurch beginnen wir nicht nur uns selbst zu verstehen, wir erlangen ein kraftvolles Verständnis für andere, das die Wut zu besänftigen vermag, Konflikte gar nicht erst entstehen lässt und Mitgefühl und Liebe entfacht. Eine Voraussetzung für den Frieden ist der Respekt vor dem Anderssein und vor der Vielfältigkeit des Lebens. Dalai Lama Ich wünsche mir in diesem Sinn, dass wir anstatt auf die Schuldigen zu zeigen und anstatt in den Kampf zu ziehen – egal ob mit Kollegen, Nachbarn oder mit ganzen Nationen – den Frieden in uns finden und dann beginnen die Botschaft der Erlösung hinaus zu tragen. Dass wir verstehen welch unendliche Kraft im Frieden, im Mitgefühl und in der Liebe liegt und wir keinen Moment verstreichen lassen, ohne ihre Präsenz zu spüren.

Sei auch du ein Krieger des Lichts, des Mitgefühls und der Liebe. Lass uns zusammenstehen und eine unumstössliche Kraft des Friedens bilden.

Frieden möge mit dir und mit allen Menschen auf Erden sein,

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